Wie eine stabile Finanzierung Female Founder stärkt

Aktualisiert am 26. Oktober 2023

Frauen gründen fast so häufig wie Männer. Nur als Start-up-Gründerinnen sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Dabei entwickeln sie besonders häufig innovative Lösungen, die Wirtschaft und Gesellschaft verbinden. Eine wesentliche Herausforderung für Female Founder ist die Finanzierung. Da können staatliche Förderprogramme helfen.

Building and Blue Sky © Sam Moqadam on Unsplash
© Sam Moqadam on Unsplash

Female Founder entwickeln innovative Lösungen mit Zukunftsperspektiven

„Es ist für Gründerinnen häufig immer noch schwieriger, Finanzierungen zu erhalten, und zu oft sitzt man bei Investmentterminen nur Männern gegenüber“, sagt Lina Behrens, Managing Director beim Start-up Flying Health, im Female Founder Monitor 2020 [1]. Mit dieser Einschätzung ist sie nicht allein. Auch zahlreiche Studien belegen, dass Frauen bei der Finanzierung ihrer Gründungs- oder Wachstumsvorhaben benachteiligt werden. Von Banken zum Beispiel werden Kreditanfragen von Frauen häufiger abgelehnt. Zu gering seien die Sicherheiten oder die Kreditsumme, heißt es dann. Auch bei Investoren haben Gründerinnen schlechtere Chance. Die neigen nach einer Untersuchung in der New Yorker Start-up-Szene dazu, Gründerinnen bei „vergleichbarer Qualität ihres Unternehmens und einem ähnlichen Kapitalbedarf“ (FFM 2020, S. 40) andere Fragen zu stellen als Gründern. Während die Männer ihre Zukunftsvisionen erläutern dürfen, sollen Frauen über ihren Kundenstamm reden oder Vorhersagen zu den Finanzen machen. [2]

Existenzgründung vs. Start-up-Gründung 

Auf den ersten Blick scheint die Situation von Gründerinnen in Deutschland jedoch gar nicht so schlecht. Der Frauenanteil bei Gründungen liegt seit Jahren relativ stabil bei gut 40 Prozent [3, 4]. Oft sei es der Wunsch nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit oder nach mehr Verantwortung, der Frauen dazu motiviert, sich selbstständig zu machen oder ein Unternehmen aufzubauen. Manche jedoch wagen den Schritt in die Selbständigkeit auch, weil sie auf dem Arbeitsmarkt keine zufriedenstellende Perspektive sehen oder weil ihre Branchen zu einem großen Teil auf freie MitarbeiterInnen setzen. Prekäre Arbeitsverhältnisse auf Honorarbasis sind auch in Kreativwirtschaft häufig. Der Anteil an sogenannten Notgründungen ist der KfW zufolge bei Frauen mit über 30 Prozent recht hoch [4, 5].

Bei Chancengründungen hingegen steht in erster Linie nicht der Verdienst des Lebensunterhalts im Vordergrund, sondern die Realisierung einer innovativen Idee. Dies gilt besonders für die Start-up-Szene. Start-ups, so heißt es im Female Founder Monitor 2020, „sind eine Sonderform solcher Jungunternehmen: Sie zeichnen sich durch einen hohen Innovationsgrad und ein skalierbares Geschäftsmodell aus. Typische Felder hoher Skalierbarkeit sind Plattform-Modelle, soziale Netzwerke oder Software-Anwendungen, die sich auf Basis der digitalen Infrastruktur sehr schnell auf immer größere Kundengruppen ausweiten lassen. Um die dafür nötigen technischen Grundlagen aufzubauen und eine Marke bekannt zu machen, bedarf es in der Anfangsphase meist größerer Investments, die sich bei Erfolg durch einen anschließenden Wachstumsschub auszahlen. Gründungen im Start-up-Bereich sind daher oft mit hohen Risiken verbunden“ (FFM 2020, S. 9). Damit unterscheidet sich die Gründung eines Start-ups deutlich von einer Existenzgründung. 

Female Founder in der Start-up-Szene

Gründerinnen sind in der Start-up-Szene laut Female Founder Monitor 2020 wesentlich seltener vertreten als Gründer. Ihr Anteil liegt in Deutschland bei 15,7 Prozent. Sie gründen besonders häufig im Bereich Social Entrepreneurship, schaffen mit ihren Unternehmen soziale und nachhaltige Lösungen und entwickeln häufiger Innovationen für den Gesundheits- und Bildungsbereich. Gründungsprojekte wie eeden aus Hamburg oder a.muse aus Halle zeigen, dass Gründerinnen mit ihren Ideen auch die Kreativbranche prägen. 

Three women in a meeting © christina www.wocintechchat.com unsplash
© christina www.wocintechchat.com on unsplash

Warum nun sind Gründerinnen und weibliche Gründungsteams bei den Start-ups so stark unterrepräsentiert?

Es liegt nicht daran, das Frauen keinen Start-up-relevanten Background mitbringen würden. In den wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen liegen weibliche Studierende mit ihren männlichen Kommilitonen gleich auf, in den MINT-Fächern holen sie stetig auf. Unter den Gründerinnen haben die meisten einen Hochschulabschluss in einem wirtschaftswissenschaftlichen oder in einem für die Kreativwirtschaft relevanten geisteswissenschaftlichen Studiengang gemacht. [6]

Die Herausforderungen für Start-up-Gründerinnen

Über die Hürden gibt der Female Founder Monitor 2020 und die begleitenden Interviews Aufschluss. So wollen Frauen oft im selben Lebensabschnitt gründen, in dem sie auch eine Familie planen. Entgegen gängiger Klischees sind GründerInnen nicht Anfang 20, sondern eher zwischen 30 und 40. Hier schlägt sich die klassische Rollenverteilung nieder. Für die Betreuung von Kindern sind immer noch häufiger die Frauen verantwortlich. Unter den GründerInnen sind Mütter seltener als Väter. Nicht nur Veronika Riederle, Gründerin und CEO von Demodesk betont: „Als Mutter weiß ich, dass das klappen kann, aber eben auch eine Herausforderung ist“ (FFM 2020 S.19).

Auch würden sich Frauen häufig noch unterschätzen oder könnten sich nicht mit dem verbreiteten Gründerbild identifizieren. Es fehlen weibliche Vorbilder. Besonders schwer wiegen jedoch die Finanzierungshürden und die fehlende Vernetzung. [7]

Vernetzung

Die Netzwerke, ob an Universitäten, in Unternehmen oder Branchen sind noch männlich geprägt. Studien belegen zum einen, dass Männer eher Männer fördern. Zum anderen unterstützten in der Vergangenheit erfolgreiche Frauen leider andere Frauen bei der Karriere seltener als es unter Männern der Fall ist [8]. Programme wie der Grace Accelerator im Start-up-Bereich, Netzwerke wie Digital Media Women, der Verband Business and Professional Women und im Musikbereich Woman in Music und die musicHHwomen oder Mentoring-Initiativen wie Women into Leadership oder TwoWomenWin – TWIN ändern dies. 

Finanzierung

Einige weitere Zahlen belegen die Hürden beim Thema Finanzierung. Von den 33 Prozent weiblicher Gründerteams, die ein Wagniskapital über Business Angel anstrebten, haben nur 7,7 Prozent diese Finanzierungsquelle nutzen können. 14,9 Prozent bevorzugten eine Finanzierung über Venture Capital Fonds, 1,6 Prozent haben eine solche Finanzierung erhalten. Bei den Start-up-Gründern konnten 25,7 Prozent von 40,1 Prozent Kapital über Business Angel und 17,6 Prozent von 44,5 Prozent über Venture Capital sammeln. Auch bei den Finanzierungssummen schneiden Frauen schlechter ab. Nur 5,2 Prozent der Gründerinnen konnten Kapital über einer Million Euro auftreiben, hingegen gelang dies 27,8 Prozent der Gründer. Sogar von den staatlichen Förderungen profitieren Frauen seltener. 27,5 Prozent der Gründerinnenteams erhalten eine Förderung, bei den Männern sind es 41,5 Prozent. [9]

Ran an die Geldtöpfe: Die passende Finanzierung für Female Founder 

Es ist also allerhöchste Zeit, dies zu ändern. Zahlreiche Förderprogramme der Länder, des Bundes und der EU unterstützen GründerInnen bei der Gründung, beim Wachstum und bei Investitionen. Die öffentlichen Geldtöpfe sind für Gründerinnen eine wichtige Finanzquelle, damit Female Entrepreneurship gelingt. Eine Fördermittelberatung spürt die passenden Förderprogramme auf und unterstützt bei der erfolgreichen Antragsstellung. 

Mit ihren Unternehmen und ihren zukunftsorientierten Lösungen in den Bereichen Soziales, Bildung, Kultur, Nachhaltigkeit und Gesundheit leisten Gründerinnen jetzt schon wichtige Beiträge für die Gesellschaft und unsere Zukunft. Wie würde unsere Welt aussehen, wenn noch mehr Frauen die Möglichkeiten und das Kapital hätten, ihre Ideen umzusetzen?

Wer fördert? Zum Beispiel:

Investitionsbank Berlin: Erweiterung der IBB-Förderprogramme auf Sozialunternehmen
KfW-Bank: Nur Mut! So können Unternehmerinnen erfolgreich starten 
AUXXO: Female Catalyst Fund (Venture Capital für Gründerinnen, Wagniskapital für Frauen)
SEND – Social Entrepreneurship Network Deutschland: Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der alle Menschen vom Fortschritt profitieren. 
KfW Stiftung: CoCo – Frauen gründen

 

Quellen
[1] Der Female Founder Monitor wird seit 2018 vom Bundesverband Deutsche Startups e. V. herausgegeben und zeigt jährlich die Situation und Bedeutung von Gründerinnen in der Start-up-Szene auf. Der Female Founder Monitor 2020 wird bei Zitaten im Weiteren als FFM 2020 abgekürzt.
[2, 3, 6, 9] https://femalefoundersmonitor.de/wp-content/uploads/FemaleFoundersMonitor2020.pdf
[4, 7] https://gruenderplattform.de/unternehmen-gruenden/starke-gruenderinnen
[5] https://www.osnabrueck.ihk24.de/blueprint/servlet/resource/blob/4444042/77324bc275a0b2a4995052e6ae388229/kfw-gruendungsmonitor-2019-data.pdf
[8] https://www.zeit.de/karriere/beruf/2017-02/netzwerken-karriere-vorteil-frauen/komplettansicht
[9] https://perspective-daily.de/article/1043/WmNXy3my/pdf


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